Vortrag „Radioaktiver Abfall – ein europäischer Überblick“
Mitarbeiterbeitrag von Dr. Andrea Conti
Am 26. April 2024 nahmen drei GREEN-Mitarbeiter an dem Online-Vortrag mit dem Titel „Radioaktiver Abfall – ein europäischer Überblick“ teil, welcher von der kerntechnischen Gesellschaft (KTG) angeboten wurde. Die Vortragende war Frau Dr. Eileen Langegger, leitende Ingenieurin bei der DMT-Gruppe und Lehrbeauftragte für Kernenergie an der TU Wien und TU Graz.
Zu Beginn wurden die verschiedenen Abfall-Ursprünge und die aktuell verfügbaren Abfallbehandlungen (Verbrennung, Verpressen, Zementieren etc.) aufgelistet. Danach wurden die Lagerungs- und Endlagerungsoptionen (z. B. Oberflächenendlagerung, geologische Tiefenlagerung) erläutert.
Im Hauptteil des Vortrages wurde über die aktuelle Situation in den einzelnen europäischen Ländern berichtet: Für jedes Land umriss Frau Dr. Langegger die aktuelle Haltung zur Wiederaufbereitung, die beabsichtigte Endlagerungslösung für die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle, die beabsichtigte Endlagerungslösung für die hochradioaktiven Abfälle und den aktuellen Stand der Umsetzung. Zum Beispiel hat in Frankreich die Vorhabensträgerin ANDRA (Agence nationale pour la gestion des déchets radioactifs) bereits im Januar 2023 den Baugenehmigungsantrag für ein tiefengeologisches Endlager (Projekt „Cigéo“) gestellt. In diesem Endlager sollen auch hochradioaktive Abfälle eingelagert werden.
Zum Schluss schilderte Frau Dr. Langegger die Herausforderungen der Länder, welche ein kleines Inventar an radioaktiven Abfällen besitzen: Diese seien hauptsächlich von eingeschränkten finanziellen Ressourcen und Personalknappheit benachteiligt. Länder wie die Niederlande verfolgen deshalb das sogenannte „dual track concept“, wobei sowohl eine nationale als auch eine geteilte Endlagerlösung mit anderen Ländern in Betracht gezogen werden. Diese Länder (z. B. Niederlande, Kroatien, Italien usw.) haben sich deswegen im ERDO-Verband (www.erdo.org) zusammengeschlossen.
Im Anschluss an den Vortrag gab es Gelegenheit für Nachfragen seitens der Teilnehmer. Daraus ging hauptsächlich der Denkanstoß zum Austausch zwischen Kerntechnik und Chemie hervor. Denn die Endlagerung gefährlicher (nicht radioaktiver) Abfälle – als Beispiel wurde die deutsche Untertagedeponie Herfa-Neurode in Hessen erwähnt – hat ähnliche Herausforderungen wie die Endlagerung radioaktiver Abfälle.
GREEN bedankt sich für den interessanten Vortrag und wird die Entwicklung im Bereich Endlagerung radioaktiver Abfälle in Europa weiterhin gespannt verfolgen.